Aram Bartholl und ich sitzen in Berlin in so einer Bäckerei.

Aram Bartholl und ich sitzen in Berlin in so einer Bäckerei, in der man heute eigentlich nicht mehr sitzt, weil es jetzt überall Läden gibt, in denen man einen furchtbar gesunden Smoothie durch einen Strohhalm zieht und in einer Bowl herumstochert. Aram bestellt einen Pfannkuchen. Ich möchte auch einen, bis mir klar wird, dass er einen Berliner bestellt hat. Den möchte ich nicht.

 

Aram isst Berliner, ich rühre in meinem Kakao herum. Da wir dieses Mal zur Vorbereitung keinen Text von Boris Groys (https://www.e-flux.com/journal/94/219462/curating-in-the-post-internet-age/) oder irgendjemandem sonst gelesen haben, dauert es ein wenig, bis ohne kluge Vorlage zumindest halbwegs kluge Sätze fallen.

 

Aram sagt irgendwann, der Berliner ist mittlerweile verschwunden, dass er sich Gedanken über VR gemacht habe. Das habe ich nicht. Ich bin umso gespannter auf seine Gedanken.

 

„VR ist nicht sooo interessant, weil durch Instagram das Zweidimensionale wieder wichtig wurde. Wir sind im Dreidimensionalen, das ist langweilig, alles ist spannender, sonst würden wir nicht ständig nach dem

Smartphone greifen. Was bringt es jetzt, das Dreidimensionale, aus dem wir wegwollen, nachzubauen?“

 

Ich stimme ihm zu: „Ja, weil wir uns im Zweidimensionalen selbst darstellen können, Anerkennung und Bestätigung bekommen. In der virtuellen Realität sind wir alleine. Mit einer Brille vor dem Gesicht, die die Umwelt ausblendet, der wir uns doch eigentlich blendend präsentieren wollen.“

 

Wir sprechen dann noch ein wenig über seine Arbeit „The Perfect Beach“, die gerade im Rahmen der Thailand Biennale läuft. Läuft im wahrsten Sinne des Wortes. Zwei Personen tragen das Bild eines vermeintlich perfekten Strandes den Strand in Thailand entlang, der auf Instagram als der perfekte Selfie-Strand bekannt ist. Aram hat eine Kulisse für die Kulisse gebaut. Die Kunst nach den sozialen Medien ist auch Kulisse für Selfies. Narziss hatte einen Teich, in dem er sich spiegelte und bewunderte. Heute ist alles recht, so lange es perfekt zu sein scheint. Das Smartphone überträgt das perfekte Bild, die Bewunderung der Vielen wird zurückgeworfen.

 

 

Aram begleitet mich zum Hauptbahnhof, weil wir unsanft um Punkt 18 Uhr aus der Bäckerei geschmissen wurden. Wir warten in der DB Lounge auf meinen Zug, weil er irgendeine silberne Karte hat. Es gibt gratis Cola ohne Ende. Eine silberne Karte möchte ich jetzt auch.

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